Weiß, Abgleich und Farben – alt

Wenn Du in RAW fotografierst, ist das mit dem Weißabgleich nicht so wichtig. Du löst das mit den Farben später im RAW-Konverter. Wenn Du JPEG fotografierst (überlege Dir das nochmal, RAW ist in vielerlei Hinsicht „besser“), dann solltest Du Dich noch ein bisschen mehr auskennen.

Farbstich in Fotos

Hast Du schon mal Fotos gemacht, die einen seltsamen Farbstich aufweisen?

Foto mit Grünstich durch die Blätter des Baumes.
Pärchen-Bild unter einem Baum. Links ohne Weißabgleich, rechts mit Weißabgleich. Die Blätter des Baumes färben das Licht grün. Da unser Hirn das ausgleicht, fällt uns das unter Umständen gar nicht gleich auf. Am Foto sehen wir es schon, spätestens dann, wenn die Erste beim linken Bild fragt, ob den beiden schlecht war, weil sie so grün sind im Gesicht.

Ein Pärchen im Baumschatten kann am Foto eine durchaus als ungesund empfundene Gesichtsfarbe aufweisen. Das kommt von den grünen Baumblättern. „Weißabgleich falsch“, wird Dir dann eine Fotografenfreundin als Tipp fürs nächste Mal mitgeben. Na gut, denkst Du Dir, dann schaue ich mir das mal an.

Weißabgleich praktisch

Am besten funktioniert der Weißabgleich, wenn man sich eine weiße Karte in das Bild hält. Dann einen „individuellen Weißabgleich“ machen und die Messung fürs Foto übernehmen. Wenn man natürlich die Lichttemperatur der Lichtquelle weiß, dann kann man das auch direkt einstellen. Nocheinmal: Das ist nur relevant, wenn man in JPEG fotografiert. Die RAW-Fotografen machen das dann am Bildschirm bei der Bearbeitung.

Durchführung eines manuellen Weißabgleich
Der Weißabgleich funktioniert ganz gut, wenn man sich eine weiße Karte ins Bild reinhält und dann einen „individuellen Weißabgleich“ durchführt. Die hier angegebene Kelvinwert ist nur ein Beispiel zur Illustration.

Und mit einer Olympus Kamera?

Mit der „Ok“-Taste in das SCP gehen und dort Weißabgleich anklicken. „WB erfassen“ auswählen und nach drücken der „Info“-Taste Anleitung folgen. Ist ca. so simpel wie das Bild oben vermittelt.

Automatischer Weißabgleich, wie geht das?

Ich weiß es nicht genau, vermute aber, dass die hellste Stelle auf „weiß“ nachgeregelt wird, also ohne Farbstich.

Da ich in RAW fotografiere, lasse ich meine Einstellung immer auf automatischen Weißabgleich. Bei RAW kommt die Farbe ohnehin erst im RAW-Konverter dazu.

Farbtemperatur in Kelvin

In der Bedienungsanleitung zu Weißabgleich findest Du Hinweise wie „Außenaufnahmen bei Sonnenlicht“ 5300 K (Abkürzung für Kelvin, eine Temperatureinheit) und „Tageslichtaufnahmen von Motiven im Schatten“ 7500 K und Du liest auch noch „Farbtemperatur“. Was soll die Temperatur einer Farbe eigentlich sein? Dass schwarze Autos in der Sonne heißer werden als weiße, ist hier wahrscheinlich nicht gemeint, oder doch?

Kelvin ist eine Temperaturskala mit gleicher Schrittweite wie die Celsius-Skala, aber mit anderem Nullpunkt. Wie jede physikalische Einheit, die sich vom Namen einer Person ableitet, wird sie mit einem Großbuchstaben abgekürzt, einem K.

Temperatur eines glühenden „Ofens“ als Farbskala

Hast Du schon einmal einem Hufschmied bei der Arbeit zugesehen? Bei einem der Arbeitsschritte wird ein Hufeisen erhitzt. Bei etwa 700°C beginnt das Hufeisen dunkelrot zu glühen, bei 800°C glüht es hellrot, bei 1100°C gelb. Die Hufeisentemperatur für dunkelrot ist also 700°C („Das Dunkelrot, wie die Farbe, die ein Hufeisen bei 700°C hat“), die bei gelb 1100°C („Das Gelb, wie die Farbe, die ein Hufeisen bei 1100°C hat“). So ungefähr funktioniert das.

Bei der „Farbtemperatur“ wird aber nicht ein Hufeisen als Referenz hergenommen, sondern ein „idealer Schwarzer Strahler“ (den es so in der Praxis gar nicht gibt, und den ein gewisser Hr. Planck ganz gut verstanden hat, aber das lassen wir weg). Stelle Dir einen schwarzen Ofen vor, der sehr heiß werden kann und der ein kleines Loch hat, wo Du reinschauen kannst. Je nach Temperatur glüht er in verschiedenen Farben. Diese Farben werden nach der jeweiligen Temperatur benannt. Aber nicht in Celsius, sondern in Kelvin. Deshalb heißt es Farbtemperatur.

Ist diese Farbtemperaturskala dazu geeignet, jede Farbe zu beschreiben?

Nein, nicht wirklich.

Enthält der Regenbogen alle Farben, die wir Menschen sehen können?

Nein, auch im Regenbogen sind nicht alle Farben enthalten, die wir Menschen sehen können. Braun ist ein Beispiel für eine Farbe, die nicht im Regenbogen enthalten ist.

Durch Mischen der Farben des Regenbogens können wir jeden Farbton, den wir Menschen sehen können, erzeugen.

Was ist das eigentlich, was wir da sehen?

Wie Du wahrscheinlich weißt, ist Licht eine elektromagnetische Strahlung. Es gibt elektromagnetische Strahlung, die wir weder sehen noch spüren. Es gibt aber auch elektromagnetische Strahlung, die wir spüren, Wärmestrahlung, und es gibt elektromagnetische Strahlung, die wir sehen können. Das ist das Licht.

Das Licht ist eine elektromagnetische Strahlung einer bestimmten Wellenlänge. Welchen Wellenlängenbereich jeder Einzelne wahrnehmen kann ist zwar leicht unterschiedlich, aber der Bereich von etwas unter 400nm (Nanometer) bis knapp 800nm. Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter. Wenn Du an Wasserwellen denkst, dann wäre die Wellenlänge der Abstand zwischen zwei „Wellengipfeln“. Im Unterschied zu Wasserwellen, die Wasser brauchen, können sich elektromagnetische Strahlen auch im Vakuum ausbreiten. Es wäre ziemlich kalt und dunkel bei uns, wenn das nicht so wäre, dann kämen die Sonnenstrahlen nicht an.

In Wikipedia findet sich dazu dieses schöne Bild über das elektromagnetische Spektrum:

Wie kann man Farben beschreiben?

Da Du das gerade liest, hast Du wahrscheinlich einen Monitor, zumindest aber ein Display, vor Dir. Solltest Du, was ich aber nicht glaube, einen Ausdruck von dieser Seite gemacht haben, dann hast Du bedrucktes Papier vor Dir liegen. In beiden Fällen, also am Monitor und am Papier sind verschiedenste Farben darstellbar. Die Methoden der jeweiligen Farberstellung unterscheidet sich aber in manchen Punkten.

Additive bzw. subtraktive Farbmischung
Links: Additive Farbmischung wie beim Monitor. Leuchtende Bildpunkte der drei Grundfarben Rot, Grün, Blau, also RGB, werden in Auge des Betrachters addiert. Rechts: Subtraktive Farbmischung wie beim Druck. Dabei werden Tinten aus Cyan (eine Art Türkis), Magenta (eine Art Pink), und Yellow (Gelb) überlagert, zusätzlich auch noch Black (Schwarz), damit der Kontrast stärker rauskommt, daher CYMK. Warum Schwarz hier K genannt wird, weiß ich nicht, ein begriffliches Rätsel :-).

Gemeinsam ist den beiden Systemen additive und subtraktive Farbmischung, dass mit drei Ausgangsfarben – im Prinzip – jede beliebige Farbe hergestellt werden kann. Die Einschränkung mit „im Prinzip“ ist notwendig, weil es in der Praxis nicht immer ganz so ist, weil die Geräte Einschränkungen haben.

Der CIE-Farbraum

Mit dem Wissen, dass man jede Farben aus drei „Grundfarben“ erzeugen kann, hat man Farben in den 1930er Jahren bei der „Internationalen Beleuchtungskommision“ (Commission Internationale de l‘Eclairage) genauer untersucht.

„Grundfarben“ liegen dann vor, wenn keine der drei Farben aus einer Mischung der anderen beiden erzeugt werden kann. Wenn das gegeben ist, ist es egal, welche drei Farben man nimmt. Vielleicht interessieren auch die Graßmannschen Gesetze.

Dabei mussten Menschen, die am Versuch der CIE teilgenommen haben, mit je einem roten, einem blauen und einem grünen in der Intensität regelbarem Scheinwerfer eine Farbe Nachmischen, die ihnen gezeigt wurde.

Weil das nicht mit jeder Farbe gelungen ist, durften sie die Ursprungsfarbe auch noch mit einem weiteren roten Scheinwerfer verändern, also anleuchten. Mathematisch entspricht das einem „negativen“ Rot 🙂

Das Ergebnis des Versuchs war dann, dass jede Farbe des Regenbogens in einen bestimmter Rot-, Blau- und Grünwert zerlegt wurde. Weil die Ausgangsfarbe manchmal nur dann erzeugt werden konnte, wenn sie rot angestrahlt wurde, gibt es in dieser Skala auch negative Werte. So hat das Ergebnis ausgesehen (das ist aus einem sehr tollen (amerikanischen) Artikel von Chandler Abraham ausgeborgt) in einer sich drehenden räumlichen Darstellung mit den Achsen Rot, Blau, Grün:

3-dimensionale Darstellung der Messwerte aus den 1930-Jahren, wie man die Spektralfarben des Regenbogens aus drei Farben nachstellen kann
Räumliche Darstellung der Ergebnisse der Einmessung der Regenbogenfarben mit den drei Grundfarben Rot (700nm), Grün (546,1nm) und Blau (435,8nm).

Abbildung des 3-dimensionalen Graphen auf ein 2-dimensionales Bild

Der im letzten Bild blau dargestellte Graph der Messergebnisse für die Zerlegung der Regenbogenfarben nach R, G, B wurde dann auf eine Ebene projiziert (in der Darstellung von drei auf zwei Dimensionen reduziert mit dem Trick x+y+z=1, d.h. alle drei Werte ergeben in Summe immer 1), und danach ein bisschen mathematisch angepasst, damit die negativen Werte verschwinden.

mathematische Transformation der 2-dimensionalen Abbildung vom 3-dimensionalen in einen anderen 2-dimensionalen Raum.
Durch ein paar relativ einfache mathematische Tricks werden die Messwerte in eine Ebene mit nur positiven Werten gebracht. Während bei den Ursprungswerden die Achsen noch Rot, Blau und Grün waren, hat man jetzt andere Achsen. Aber das ist prinzipiell egal, man kann das jeweils umrechnen. Das Ergebnis ist die „Schuhsohle“ der Farben des CIE-Farbraums von 1931.

Es gibt mittlerweile praktischere Farbräume als den CIE-Farbraum von 1931 und dieser Farbraum hat auch ein paar Schwächen, zB seine Grünlastigkeit. Trotzdem ist er für das Grundverständnis von Teilaspekten von Farben gut geeignet. Vor allem ist es ein sehr verbreitetes Modell.

Ein paar Details zum CIE-Farbraum

Der CIE-Farbraum aus 1931 wird wegen seiner Form manchmal „Schuhsohle“ genannt. Diese Schuhsohle zeigt den Raum der von Menschen wahrnehmbaren Farben in einer zweidimensionalen Darstellung. Dieser sichtbare Bereich ist einerseits begrenzt durch die Spektrallinie des Farbenspiels des Regenbogens, andererseits durch die Purpurlinie, die Linie der möglichen Farbmischungen aus Rot und Blau. Innerhalb der Begrenzung sind alle Mischfarben dargestellt. Der Weißpunkt befindet sich, bei den Koordinaten 3 1/3 und 3 1/3. Jede Linie, die durch diesen Weißpunkt geht, verbindet auf der äußeren Begrenzung die jeweiligen Komplementärfarben. Und je weiter entfernt vom Weißpunkt, desto höher die Farbsättigung der Farbe.

CIE-Farbraum mit „Banding“ (sichtbaren Farbabstufungen). Links unten der Ausschnitte des Dreiecks der theoretisch sichtbaren Farben. Dieser Bereich wird einerseits durch die Spektralfarben begrenzt und unten rechts durch die sogenannte Purpurlinie, eine Linie von Mischfarben aus rot und blau. Ebenfalls dargestellt die Farbtemperaturen des Schwarzen Strahlers und die Teilfarbräume für AdobeRGB, sRGB und CYMK (Druck). Die durch den Weißpunkt W (bei der Koordinate 0,33/0,33) gehende Line zeigt eine Verbindung zwischen Komplementärfarben an.

Der AdobeRGB Gamut (Teilbereich des Farbraums) hat einen größeren Umfang als der sRGB Gamut. Der für den Druck wichtige CYMK-Gamut ragt teilweise über den sRGB Gamut.

AdobeRGB oder doch sRGB?

Der AdobeRGB ist größer als der sRGB und deshalb ist er sicher „besser“, oder nicht? In der Schummelzettelsammlung zur EM1.3 beim Untermenü G des Anwendermenüs auf Seite 13 (hier das Booklet zum Ausdruck) empfehle ich bei „Farbraum“ trotzdem sRGB – „außer man weiß, was man tut“.

Um es kurz zu machen:

Wenn man die ganze Kette von der Aufnahme in der Kamera, über die Bearbeitung am Monitor, bis zum Druck entsprechend durchhält, spricht nichts gegen AdobeRGB. Dann ist es besser als sRGB, deutlich besser, speziell in den grünen Bereichen wie man oben sehen kann.

Ich kann das in meinem „Workflow“ nicht durchhalten (habe einen Apple-Laptop ohne externen Monitor), ich verwende sRGB und habe es noch nicht als massive Einschränkung empfunden. Die Konsistenz der Farben über die unterschiedlichen Medien ist in sRGB gut gegeben, weil das wirklich jedes Gerät ordentlich kann. Profis, die „wissen ja, was sie tun“, haben sicher oft AdobeRGB-„Ketten“.

Warum kann man jede Farbe durch drei andere Farben darstellen?

Vielleicht ist das keine gute Antwort auf eine Warum-Frage, aber der Mensch ist halt auch so gebaut, dass er praktisch drei unterschiedliche Farbsensoren hat. Eigentlich vermutlich andersrum. Weil der Mensch drei verschiedene Zäpfchen hat, für drei unterschiedliche Wellenlängenbereiche, kurz, mittellang und lang, bauen wir unsere Maschinen auch so und verlieben uns dann in unser Abbild Fotoapparat (sehr frei nach Marshall McLuhan, wenn den wer kennen sollte 🙂 ).

Hier ist eine nette Seite über verschiedene Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft

Und sonst?

Es gibt soviel zu sagen über Farben, vielleicht kommt hier noch mehr….