„Richtiges“ Belichten (Grundlagen)
Selbst wenn man lieber mit Belichtungsautomatiken belichtet, wie z.B. Blendenautomatik, Zeitautomatik usw., ist es vielleicht hilfreich, ein paar technische Zusammenhänge der Fotografie zu kennen/kennenzulernen.
Die Blende
Fotoapparate haben ein größenverstellbares Loch (z.B. eine Irisblende) durch das Licht ins Innere der Kamera gelangt. Dort trifft das Licht dann zB auf einen lichtempfindlichen Sensor.

Die Größe einer Blendenöffnung wird mit der Blendenzahl angegeben. Der Durchmesser des Lochs der Blende = Brennweite / Blendenzahl und deshalb gilt:
Je größer die Blendenzahl, desto kleiner das Loch der Blende
Die „Blendenreihe“ (so wird diese Zahlenfolge genannt) lautet:
1 – 1.4 – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 22
und ist so gewählt, dass die Fläche der Blendenöffnung der nächstgrößeren Blendenzahl (der „Blendenreihe“) genau halb so groß ist wie die der ursprünglichen Blendenzahl (und entsprechend umgekehrt doppelt so groß).
(die klein geschriebenen Bereiche sind nur für die, die es genauer wissen wollen – Du musst das nicht lesen). Die nächstgrößere Blendenzahl der Blendenreihe ergibt sich durch Multiplikation mit Wurzel 2 (=1,4142.. oder gerundet 1,4 bzw. in englischer Komma-Schreibweise eben 1.4. Und diese 1.4 stehen dann auch als Blendenwert auf der Kamera). Wie oben beschrieben ist der Durchmesser des Lochs in der Blende gleich der Brennweite dividiert durch die Blendenzahl. Weil in der Formel für die Kreisfläche der Durchmesser quadratisch eingeht, ist das mit der Fläche so wie oben beschrieben: nächstgrößere Blendenzahl -> halbe Fläche und nächstkleinere Blendenzahl -> doppelte Fläche der Blendenöffnung. Und je größer/kleiner das Loch desto mehr/weniger Licht kann in die Kamera eindringen.
Je nach Einstellung kann man bei Fotoapparaten die Blende auch in Zwischenwerten einstellen. Oben sind ganze EV-Stufen (exposure value – Belichtungswerte) bei der Blendenreihe angegeben, es gibt aber auch 1/2 EV-Stufen oder 1/3 EV-Stufen.
Die Blendenreihe mit 1/3-Stufen lautet z.B.:
1 – 1.1 – 1.2 – 1.4 – 1.6 – 1.8 – 2 – 2.2 – 2.5 – 2.8 – 3.2 – 3.5 – 4 – 4.5 – 5 – 5.6 – 6.3 – 7.1 – 8 – 9 -10 – 11 – 13 – 14 – 16 – 18 – 20 – 22
Die Belichtungszeit
Hinter dem Loch der Blende ist noch ein Verschluss der für eine einstellbare Zeit Licht durchlässt oder eben nicht. Diese Zeit heißt Belichtungszeit oder auch Verschlusszeit.

Wenn der Verschluss doppelt so lange offen ist, kommt doppelt so viel Licht zum Sensor.
ISO – Die Lichtempfindlichkeit
Die Lichtempfindlichkeit der Sensoren digitaler Kameras kann man einstellen. Zwar hat jeder Sensor seine Basisempfindlichkeit, aber man kann durch elektronische Tricks diese Empfindlichkeit erhöhen, oder auch reduzieren. Das funktioniert ganz gut, hat aber Auswirkungen, dazu später mehr. Diese „ISO-Wert“ genannte Lichtempfindlichkeit, hat eine lineare Skala.
Das heißt, ein doppelter ISO-Wert ergibt die doppelte Lichtempfindlichkeit.
Das vorhandene Licht
Neben den drei an der Kamera einstellbaren Parametern:
Blende
Belichtungszeit
ISO-Lichempfindlichkeit
ist das vorhandene Licht entscheidend für die richtige Belichtung.
Das vorhandene Licht kann man zB mit einem externen Belichtungsmesser messen.
Wenn diese 4 Dinge (also: Licht, ISO, Blende, Belichtungszeit) richtig in Zusammenhang gebracht werden, dann ist das Ergebnis „richtig belichtet“. Klingt komplizierter als es ist.
Der „Belichtungsschieber“
Wie oben beschrieben haben sowohl die Fläche der Blendenöffnung (Verdopplung/Halbierung der Fläche zur nächstgrößeren/nächstkleineren Blendenzahl der Blendenreihe) als auch die Belichtungszeit und auch die ISO-Lichtempfindlichkeit lineare Zusammenhänge. Man kann sich also sehr einfach einen entsprechenden „Belichtungsschieber“ basteln.
Bastelbogen „Belichtungsschieber“ (am besten gleich selber machen!)
Hier ist ein Foto des Belichtungsschiebers. Der Teil mit dem weißen Hintergrund kann verschoben werden.

Beispiel für die Benutzung des „Belichtungsschiebers“
Aufgabe:
Wir haben einen diesigen sonnigen Tag und wollen mit ISO200 ein Foto machen. Welchen Blendenwert und welchen Belichtungswert sollen wir wählen?
Vorgehensweise:
Schritt 1:
Zur Deckung bringen von ISO-Wert und vorhandene Lichtsituation
Schritt 2:
Ablesen von (sich berührenden) Blende(nzahl) und Belichtungszeit. Dabei ist jede Kombination von sich berührender Blende und Belichtungszeit von der Lichtmenge her gleichwertig, also gleich richtig.

Wenn der Schieber richtig eingestellt wurde, ergibt sich folgendes Bild:

Prinzipiell sind die Kombinationen 2.8 bei 1/4000s; 4 bei 1/2000s; usw. bis 22 bei 1/60s alle gleichwertig wie man im obigen Bild sieht. Trotzdem unterscheiden sich die Ergebnisse zum Teil erheblich. Wie, das sehen wir gleich, und auch wie sich die ISO auswirken…
Bewegung einfrieren, Schärfentiefe und Rauschen
Bewegung einfrieren – Wahl der Belichtungszeit
Kurze Belichtungszeiten können Bewegungen „einfrieren“, bei längeren Belichtungszeiten werden die Bilder „verwischt“.
Hier ein Beispiel, folgendes Motiv:



Schärfentiefe – Wahl der Blende
Die Größe der Blendenöffnung ist wichtig für die „Schärfentiefe“. Damit meint man, wie groß der Bereich ist, der vor und vor allem hinter dem eigentlichen Motiv des Bildes ebenfalls scharf abgebildet wird. Je kleiner die Blende ist, desto größer die Schärfentiefe und umgekehrt.
Andere Faktoren für die Schärfentiefe sind zB. Brennweite und Abstand zwischen Objekt und Kamera.



Rauschen – Wahl der ISO
Z.B. wenn es dunkel ist, kann die Basis-Lichtempfindlichkeit des Sensors zu gering sein. Dann muss man diese Empfindlichkeit elektronisch verstärken. Diese elektronische Verstärkung führt zu verstärktem „Bildrauschen“ (das Bild hat dann viele Bildpunkte mit falscher Helligkeit oder Farbe).


Ein ISO-Wert kleiner als der Basis-ISO-Wert (bei vielen Kameras ISO200) verbessert nicht das Rauschverhalten der Kamera, schränkt aber den Dynamikumfang ein (dazu ein anderes Mal mehr).
Und woher weiß die Kamera, wie das Licht ist?
Die Belichtungsmesser einer Kamera funktionieren anders als ein externer Belichtungsmesser. Die Kamera sieht ja nicht, wie zB das Wetter ist, ob man im Freien oder in einer Halle ist, sie kann nur messen, wieviel Licht in ihr ankommt. Und wieviel Licht ankommt (reflektiert wird), hängt zB davon ab, ob das Objekt weiß oder schwarz ist. Weil die Kamera aber auch nicht weiß, ob das Objekt weiß oder schwarz ist, tut sie so, also ob jedes Objekt „mittelgrau“ wäre. Das heißt aber auch, dass weiße Objekte in der Regel zu dunkel und schwarze Objekte in der Regel zu hell belichtet werden wenn man sich auf die Kamera alleine verlässt. Für die Belichtungsautomatiken gibt es genau dafür die +/- Korrektur-Einstellungen. Aber die Details besprechen wir ein anderes Mal.
Übungsaufgaben
Mache je ein Bild mit:
Objekt eingefroren
Objekt verwischt
Objekt scharf, Hintergrund scharf
Objekt scharf, Hintergrund unscharf
Bild das wenig rauscht
Bild das viel rauscht